Rauchvergiftung

Foto: Schutz & Rettung Zürich
Brandopfer kommen häufiger durch eine Rauchvergiftung ums Leben als durch Verbrennungen. Brandgase (Rauch) enthalten eine Vielzahl von toxischen Stoffen. die Zusammensetzung des Rauches ist jedoch im konkreten Fall selten bekannt und hängt vom Brandgut, der Temperatur des Feuers und dem Brandmilieu (v.a. der Sauerstoffzufuhr) ab.

Zusammensetzung des Rauches:

Rauch ist eine komplexe Mischung aus heisser Luft, suspendierten festen und flüssigen Partikeln, Gasen, Dämpfen und Aerosolen. Diese lassen sich von ihrer Wirkung auf den Körper her im Wesentlichen einteilen in

-Stickgase: geringe Reizwirkung, aber ausgeprägte systemische Toxizität.
Bsp.: Kohlendioxid (CO2), Kohlenmonoxid (CO), Blausäure (Wasserstoffzyanid, HCN).
Wirkmechanismus: Sauerstoffverdrängung in der Atemluft oder Behinderung des Sauerstofftransportes und der Sauerstoffverwertung im Körper.

- Reizgase: starke (lokale) Reizwirkung, aber geringe systemische Toxizität.
Bsp.: Salzsäure, Flusssäure, Phosgen, Chlorgas, Schwefeloxide, Stickoxide, Aldehyde, organische Säuren (z.B. Ameisensäure), Ammoniak.
Wirkmechanismus: Chemische Schädigung und Zerstörung der Schleimhäute

- Flüchtige Pyrolyseprodukte (VOC): durch thermische Zersetzung organischer Materialien. Ausgeprägte systemische Toxizität.
Bsp.: Butanon, Butandion, Pentandion, Furan, Isopren, Xylol, Cyclohexanon, Ether, Aceton, Methanol, Acrolein, Propanol, Acetonitril, Chloroform, Styrol, Tetrachlorkohlenstoff, Ethylacetat, Acrylonitril, Propionitril, Tetrahydrofuran, Toluol, Benzol, Ethylbenzol, Nitromethan, Indol, Acetaldehyd, Trichlorethylen.
Wirkmechanismus: Organschädigung

- feste Partikel: Russ


Wasserlösliche Reizgase lagern sich mehrheitlich auf dem Flüssigkeitsfilm der Schleimhäute der oberen Luftwege ab. Dort treten auch die stärksten Symptome auf: Entzündung mit Schmerzen der Nase, des Rachens und des Kehlkopfes, Bronchitis, Bronchospasmus, Hustenreiz, Atemnot.
Bsp.: Ammoniak, Chloramine, Salzsäure (HCl), Flusssäure (HF), Schwefelwasserstoff (H2S), Schwefelsäure, (Chlorgas).

Wasserunlösliche oder schwer wasserlösliche Reizgase dringen typischerweise tiefer in die unteren Luftwege ein und verursachen dort die stärksten Symptome: Bronchitis, Bronchospasmus, Hustenreiz, Atemnot. In schweren Fällen und bei Stoffen, die in die tiefen Atemwege (bis in die Lunge) eindringen, tritt (sehr selten) nach 1-3 Tagen ein toxisches Lungenödem auf.
Bsp.: Phosgen (Kohlensäuredichlorid)

Nicht vergessen werden darf der Sauerstoffmangel im Rauch. Er kommt durch Sauerstoffverbrauch und/oder Sauerstoffverdrängung zustande. Zudem verursacht die Inhalation heisser Brandgase eine Verbrennung der Schleimhäute im oberen und unteren Atmungstrakt. Mit der Schwellung der Schleimhäute droht Erstickungsgefahr.


Rasch lebensbedrohlich aufgrund der systemischen Toxizität wirken v.a. Kohlenmonoxid und Blausäure.

Kohlenmonoxid
Entstehung durch Oxidation (Verbrennung) von Kohlenstoff unter Sauerstoffmangelbedingungen.
Je nach Konzentration kommt es zu Schwindel, Kopfschmerzen, Koma, metabolischer Azidose (Übersäuerung des Blutes), Atemversagen und Kreislaufkollaps.
Therapie: Sauerstoff 100%

Blausäure (Zyanide)
Entstehung durch Verbrennung stickstoffhaltiger organischer Materialien (gewisse Kunststoffe, Wolle, Seide).
Je nach Konzentration kommt es zu Schwindel, Kopfschmerzen, Koma, metabolischer Azidose (Übersäuerung des Blutes), Atemversagen und Kreislaufkollaps.
Therapie: Antidote (Achtung: bei Rauchvergiftung sind Methämoglobinbildner kontraindiziert!)

HKu
04.01.2008