Kennen Sie die giftigen Doppelgänger vom Bärlauch?

Die Bärlauchsaison hat begonnen und die Kochzeitschriften laden mit leckeren Rezepten zum Nachkochen ein. Beim Waldspaziergang selbst gepflückt und zu Pesto, Spätzli oder im Salat verarbeitet, schmecken die Blätter besonders gut. Doch Vorsicht: Nicht alles, was wie Bärlauch aussieht, ist Bärlauch! Eine Verwechslung mit der hochgiftigen Herbstzeitlose kann tödlich enden. Wer Bärlauch sammelt, sollte sich seiner Bestimmung sicher sein. In unmittelbarer Nachbarschaft des Bärlauchs wachsen auch andere, weniger giftige Doppelgänger wie das Maiglöckchen oder der Aronstab

Unterscheidungsmerkmale (nicht gepflückt)


Vergleich: Bärlauch, Herbstzeitlosen und Maiglöckchen. Bild Tox Info Suisse

Blätter des Bärlauchs:
Blätter treiben einzeln aus dem Boden, klar erkennbarer dünner Stiel, der sich deutlich vom Blatt abhebt (gestielt), elliptische Blattform, matte Blattunterseite, charakteristischer Knoblauchgeruch
Blätter der Herbstzeitlosen:
Blätter sitzen ohne Stiel am Stängel (ungestielt), lanzettförmige Blattform, ohne Knoblauchgeruch
Blätter des Maiglöckchens:
Zwei bis drei Blätter sitzen am gleichen Stil und umfassen diesen, glänzende Blattunterseite, ohne Knoblauchgeruch


Bärlauchteppich. Bild Tox Info Suisse, ejp


Tipps beim Pflücken:

  1. Bestimmen Sie die Blätter draussen vor Ort!
    (Sind die Blätter gepflückt, ähneln sie sich noch mehr.)
  2. Kontrollieren Sie jedes Blatt einzeln.
  3. Meiden Sie beim Pflücken den Waldrand.
    (Hier sind auch häufiger Herbstzeitlosen zusammen mit Bärlauch zu finden.)
  4. Bevorzugen Sie das Pflücken im Waldesinnern.

Aufgepasst bei der Knoblauchprobe!

Wenn Sie die Knoblauchprobe durch Zerreiben der Blätter zwischen den Finger machen, können die Finger bereits nach einem Blatt sehr stark riechen. Ein zuverlässiges Bestimmen weiterer Blätter ist dann durch diese Methode nicht mehr möglich.


Magen-Darm-Beschwerden nach Verzehr von Bärlauch

Über die letzten zehn bis fünfzehn Jahre hat Tox Info Suisse eine Verdoppelung der Anfragen zu Bärlauch und möglichen Verwechslungen mit den Doppelgängern Herbstzeitlose und Maiglöckchen verzeichnet. Viele Anfragen betreffen Magen-Darm-Beschwerden nach einer vermeintlichen Bärlauchmahlzeit. 

Hier kommt der Bärlauch mit seinen ätherischen Ölen als Übeltäter durchaus selbst in Frage. Dabei spielen sowohl individuelle Unverträglichkeiten gegen die im Bärlauch enthaltenen ätherischen Öle als auch der Verzehr grösserer Mengen eine Rolle. Magen-Darm-Beschwerden sind aber auch Symptome bei Vergiftungen mit Herbstzeitlosen und Maiglöckchen.

Herbstzeitlosen-Vergiftung kann tödlich enden

Anders als beim Verzehr von Bärlauch kommt es bei der Herbstzeitlose jedoch nicht zu einer Besserung der heftigen Magen-Darm-Beschwerden. Das enthaltene Zellgift Colchicin kann innerhalb von einem bis wenigen Tagen zu Organversagen und Kreislaufschock führen. Gemäss Fallaufzeichnungen von Tox Info Suisse sind in der Schweiz seit der Jahrtausendwende vier Vergiftungen mit Herbstzeitlosen tödlich verlaufen.

Wenn uns Anrufer:innen von heftigen Magen-Darm-Beschwerden und nicht eindeutiger Identifikation der gepflückten Blätter berichten, muss Tox Info Suisse häufig zum Aufsuchen einer Notfallstation raten. Das Gift der Herbstzeitlosen kann im Blut oder Urin nachgewiesen werden. Diese Tests sind jedoch zeitaufwändig und mindestens bis zum Vorliegen der Testresultate müssen Betroffene im Spital überwacht werden. Es gibt kein Gegengift. Die Therapie bei einer Herbstzeitlosenvergiftung richtet sich nach den Symptomen. Durch die wiederholte Einnahme von Aktivkohle versucht man, das Gift der Herbstzeitlosen zu binden und dem Körper zu entziehen. 

Keine schweren Maiglöckchen-Vergiftungen in der Fallaufzeichnung

Bei dem 2014 zur Giftpflanze des Jahres gewählten Maiglöckchen hat Tox Info Suisse in den neueren Fallaufzeichnungen keine schweren Fälle verzeichnet. Die wichtigsten Zeichen einer Vergiftung (nach Einnahme mehrerer Blätter) sind Übelkeit, Erbrechen und Durchfall sowie ein verlangsamter oder unregelmässiger Puls.


Was tun bei Symptomen oder Unsichereit?

Bei Übelkeit, Erbrechen und starkem Durchfall einige Stunden nach dem Genuss von Bärlauch rufen Sie am besten sofort Tox Info Suisse an.

Bei einer möglichen Colchicin-Vergiftung ist keine Zeit zu verlieren.

Noch besser aber: Sie sind sich sicher in der Bestimmung oder Sie kaufen den Bärlauch in einem Lebensmittelgeschäft.


Weitere Informationen







April 2022, aktualisiert Februar 2024