Bienen, Wespen, Hornissen – harmlose Stiche oder echte Gefahr?

Biene, Gemeine Wespe, Asiatische und Europäische Hornisse. Foto: CreativeChamber / iStock,edit: cnu
Biene, Gemeine Wespe, Asiatische und Europäische Hornisse im Vergleich. Foto: CreativeChamber / iStock, edit: cnu

Mit dem Frühling kehrt auch das Summen, Surren und Brummen von Bienen, Wespen und Hornissen zurück. Alle drei Insekten spielen eine wichtige Rolle in der Natur – etwa bei der Bestäubung von Blüten – und stechen nur, wenn sie sich bedroht fühlen.

Doch auch wer alle Sicherheitstipps gewissenhaft befolgt, ruhig bleibt, hektische Bewegungen vermeidet und in der Badi nur mit Badeschuhen unterwegs ist, ist nicht völlig vor Stichen gefeit. Man übersieht leicht die Biene auf dem Grünabfall oder stützt sich genau dort ab, wo sich eine Wespe über Glacespuren oder ein vergessenes Stückli Frucht hermacht.


Was tun nach einem Stich?

  • Ruhe bewahren
    In der Regel ist ein Stich für nicht allergische Menschen zwar schmerzhaft, aber harmlos

  • Stachel (bei Bienenstich) möglichst rasch entfernen, Einstichstelle desinfizieren

  • Kühlen, ggf. lokale Antihistaminika anwenden

  • Bei starker Schwellung, zunehmenden Schmerzen oder Verdacht auf Infektion: ärztliche Kontrolle


Wann werden Stiche gefährlich?

  1. Stiche im Mund-/Rachenraum: sofort medizinische Hilfe aufsuchen (ggf. Notruf 144)

  2. Bei Atemnot, Kreislaufproblemen und anderen lebensbedrohlichen Symptomen: Notruf 144

  3. Bekannte Insektengiftallergie: Medikamente aus dem Notfallset gemäss ärztlicher Anweisung anwenden. Notruf 144, wenn nötig 
    (Allergiker sollten ihr Notfallset immer bei sich tragen)

  4. Vergiftung durch multiple Stiche: 
    Kinder: ab ca. 1–4,5 Stichen pro Kilo Körpergewicht
    Erwachsene: ab ca. 50–100 Stichen

Normale Reaktion, Allergie oder Vergiftung – wo liegt der Unterschied?


Wenn die Symptome auf die Stelle des Stichs beschränkt bleiben, handelt es sich in der Regel nicht um eine allergische Reaktion (www.aha.ch).

Typische Hautreaktionen: harmlose, aber unangenehme Stiche.
Typische Hautreaktionen: harmlose, aber unangenehme Stiche. Fotos: Haykirdi und Astrid860 / iStock, edit: cnu

Normale lokale Reaktion:
Ein einzelner Stich durch eine Biene, Wespe oder Hornisse ist für nicht allergische Menschen meist harmlos. Die Einstichstelle brennt, schmerzt, juckt und kann anschwellen. Eine Schwellung bis zu 10 cm Durchmesser gilt als normal. Diese lokale Reaktion ist normalerweise nicht gefährlich – ausser bei Stichen in den Mund oder den Rachen. 

Schwere lokale Reaktion:
Wenn die Schwellung über 10 cm Durchmesser erreicht und länger als 24 Stunden anhält. Diese Schwellung kann schmerzhaft und lästig sein und beunruhigt manchmal die Betroffenen. Auch diese lokale Reaktion ist normalerweise nicht gefährlich – ausser bei Stichen in den Mund oder den Rachen.

Insektengiftallergie:
Bereits ein einzelner Stich kann innerhalb von Sekunden bis Minuten, selten Stunden, eine lebensbedrohliche Reaktion auslösen (anaphylaktischer Schock). Die Symptome betreffen nicht nur die Einstichstelle selbst, sondern den ganzen Körper. Es handelt sich dabei nicht um eine Vergiftung, sondern um eine überschiessende Reaktion des Immunsystems. Laut dem Allergiezentrum Schweiz leiden schätzungsweise 3,5 % der Bevölkerung an einer Insektengiftallergie (www.aha.ch, Stand: 1.4.2025).  

Eine Frau befindet sich in einem Bienenschwarm
Foto: Ljupco / iStock

Vergiftung:
Eine eigentliche Vergiftung tritt erst bei sehr vielen Stichen (Bienen, Wespen oder Hornissen) auf – ab etwa fünfzig bis zu mehreren hundert Stichen bei Erwachsenen. Bei Kindern wird die gefährliche Stichmenge für solche Vergiftungserscheinungen mit 1 bis 4,5 Stichen pro Kilo Körpergewicht angegeben (Link zur Studie). Typischerweise geschieht dies, wenn jemand (beabsichtigt oder unbeabsichtigt) ein Nest stört oder von einem Schwarm attackiert wird. Solche Fälle sind in der Schweiz jedoch äusserst selten. Neben der lokalen Reaktion kommt es zu
systemischen Vergiftungserscheinungen (meist innerhalb weniger Stunden): Übelkeit, Erbrechen, Schwindel oder Kopfschmerzen, in schweren Fällen Kreislaufkollaps, epileptische Krämpfe und Multiorganversagen.

Wespen, Hornissen und Bienen – alle verwandt?


Süsse Versuchung – der Donut ist in Wespenhand.
Süsse Versuchung – der Donut ist in Wespenhand. Foto: heckepics / iStock

Wespen, Hornissen und Bienen sind alles Hautflügler (Hymenoptera). Wespen und Hornissen gehören zu derselben Familie (Faltenwespen, Vespidae). Hornissen sind biologisch gesehen einfach grosse Wespen. Die grösste einheimische Wespenart ist die Europäische Hornisse (Vespa crabro), die in der Schweiz recht selten ist.

Im Alltag werden uns vor allem die Gemeine Wespe (Vespula vulgaris) und die Deutsche Wespe (Vespula germanica) lästig. Sie interessieren sich für menschliche Nahrung (süsse Speisen, Getränke, Fleisch). Bei den weiteren sieben in der Schweiz vorkommenden Wespenarten ist das nicht der Fall. 


Honigbiene auf menschlicher Haut: Bienen stechen nur, wenn sie sich bedroht fühlen
Honigbiene auf menschlicher Haut: Bienen stechen nur, wenn sie sich bedroht fühlen. Foto: Ulrike Leone / iStock

Die Honigbienen (Apis mellifera) gehören – wie die Wildbienenarten – zur Familie der Echten Bienen (Apidae). Sie interessieren sich kaum für menschliche Nahrung. Beim Stechen bleibt ihr Stachel in der Haut stecken, was für die Biene tödlich endet. Das meiste Gift wird in den ersten 20 Sekunden abgegeben. Bienenstiche treten vor allem im Frühling und Sommer auf, während Wespen im Spätsommer und Herbst aktiv sind. Wespen und Hornissen verlieren ihren Stachel nicht und können mehrfach zustechen.  



Die Asiatische Hornisse

Ebenfalls eine Wespe ist die Asiatische Hornisse (Vespa velutina). Ursprünglich aus Südostasien stammend, breitet sie sich in Europa aus. Auch die Schweiz hat sie erreicht. Für den Menschen ist sie nicht gefährlicher als andere Wespenarten, für Honigbienen hingegen stellt sie eine ernsthafte Bedrohung dar.

Asiatische Hornisse reizt Augen – auch ohne Stich: Besondere Fälle aus Frankreich


Asiatische Hornisse
Asiatische Hornisse. Foto: Sergio Yoneda / iStock

Besondere Beobachtungen gibt es aus Frankreich, wo die Art schon 2004 eingeschleppt wurde. Dort vermeldeten Vergiftungszentralen Fälle von Augenreizungen im Zusammenhang mit der Asiatischen Hornisse, obwohl kein Stich durch sie erfolgt war. Offenbar kann die Hornisse bei Bedrohung eine reizende Flüssigkeit verspritzen, etwa in Richtung der Augen. Bis 2020 wurden in Frankreich 29 solche Fälle dokumentiert – meist bei Personen, welche beruflich mit den Hornissen zu tun hatten (Feuerwehr oder Schädlingsbekämpfung). Die Beschwerden reichten von kurzzeitiger und rasch nachlassender Reizung über Hornhautentzündung bis hin zu neuropathischen Schmerzen. Von allergischen Reaktionen wurde in diesen Fällen nicht berichtet (Link zum Artikel).
 
In der Schweiz hat Tox Info Suisse bislang keine bestätigten Stiche der Asiatischen Hornisse oder bestätigten Fälle mit solchen Symptomen verzeichnet. Wir gehen davon aus, dass für die Bevölkerung kein erhöhtes Risiko besteht. Fachpersonen mit direktem Nestkontakt empfehlen wir jedoch das Tragen eines festsitzenden Augenschutzes. 

Wer ein Nest der Asiatischen Hornisse entdeckt, soll es keinesfalls selbst entfernen, sondern die kantonale Fachstelle informieren und eine Fachperson hinzuziehen. Eine Sichtung soll auf der Schweizer Meldeplattform gemeldet werden (Link zur Meldeplattform).


Weitere Informationen

Allergien:
aha! Allergiezentrum Schweiz
Informationen über Allergien aller Art, einschliesslich Insektengiftallergien, sowie Tipps und Tricks zur Vermeidung von Stichen

Schädlingsbekämfpung (Wespen):
www.bafu.admin.ch
Massnahmen, um Wespen vom gedeckten Tisch fernzuhalten und Befall vorzubeugen, Früherkennung, chemische und nicht chemische Bekämpfung

Website des Bundesamts für Umwelt (BAFU): > Themen > Thema Chemikalien > Biozidprodukte > Integrierte Schädlingsbekämpfung > Wespen

Asiatische Hornisse:
www.asiatischehornisse.ch
Schweizer Meldeplattform für die Asiatische Hornisse; Unterscheidungsmerkmale der Asiatischen und Europäischen Hornisse mit der Möglichkeit, eine Sichtung zu melden

www.agroscope.admin.ch
Bekämpfung der Asiatischen Hornisse

Startseite > Themen > Nutztiere > Bienen > Bienenkrankheiten > Asiatische Hornisse > Asiatische Hornisse > Bekämpfung

www.infofauna.ch
Karte mit Verbreitung der Asiatischen Hornisse 


Fachliteratur:

Bee swarmings in children – PubMed 

Ocular Lesions Other Than Stings Following Yellow-Legged Hornet (Vespa velutina nigrithorax) Projections, as Reported to French Poison Control Centers – PubMed 






Mai 2025