Zürich, der 4. September 2025 - Der Giftnotruf 145 steht weiterhin kurz vor dem Aus: Ohne eine sofortige Finanzierungszusage des Bundes müssen die Vorbereitungen zur Schliessung bald beginnen. Tox Info Suisse begrüsst, dass der Bundesrat zugesichert hat, dass der Giftnotruf weiterbestehen muss. Dennoch will der Bundesrat die nötigen Mittel nicht bereitstellen und hofft vielmehr auf eine Vereinbarung mit den Privaten. Falls diese nicht zustande kommt, will der Bundesrat eine gesetzliche Grundlage zur Finanzierung schaffen – wann diese greift, bleibt jedoch offen. Damit die Bevölkerung weiterhin rund um die Uhr auf lebensrettende Beratung bei Vergiftungen zählen kann, fordert Tox Info Suisse bis Ende September eine verbindliche Zusage über CHF 1,1 Millionen Franken Soforthilfe.
Tox Info Suisse weiterhin in Lebensgefahr: Die langfristige Finanzierung des Bundesrates ist gut gemeint – der Giftnotruf ist bis dahin aber gestorben!
«Die gesetzliche Grundlage für die Finanzierung liegt bereits vor: im Chemikaliengesetz», sagt Tox Info Suisse-Stiftungsratspräsident und Hausarzt Josef Widler. «Es ist zu begrüssen, dass der Bund die Mittelherkunft langfristig regeln möchte, nur gibt es bis dahin den Giftnotruf nicht mehr, wenn nicht sofort Gelder gesprochen werden!»
Hintergrund: Die Schweizer Bevölkerung hat das Recht auf eine vom Bund finanziell abgegoltene Auskunftsstelle bei Vergiftungen. So steht es im Chemikaliengesetz (ChemG Artikel 30). Die Stiftung Tox Info Suisse hat den Bund um zusätzliche Bundesmittel* ersucht, weil der Bund trotz gesetzlicher Vorgabe den Dienst nicht ausreichend finanziert, sondern nur rund einen Zehntel der Kosten trägt. Der Giftnotruf ist seit Jahrzehnten chronisch unterfinanziert und die eigenen Reserven sind per Ende 2025 aufgebraucht. Im Rahmen einer langfristigen Finanzierung soll die Abgeltung des Giftnotrufes gleichzeitig auf eine nachhaltige Basis (d.h. marktgerechte Löhne, Besetzen aller notwendigen Stellen) gesetzt werden.
Ohne sofortige Überbrückungsfinanzierung muss der Giftnotruf 2026 seinen Dienst schliessen. Das würde heissen: Eltern kleiner Kinder fänden keine Soforthilfe mehr bei Vergiftungsverdacht – fast die Hälfte der Anfragen betreffen Kinder unter 5 Jahren –, und auch dem Medizinalpersonal würde eine zentrale Anlaufstelle fehlen. Leben würden gefährdet und die Gesundheitskosten stiegen, weil Hilfesuchende die bereits überlasteten Notfallstationen der Spitäler aufsuchen müssten.
In seiner heutigen Mitteilung hat sich der Bund hinter Tox Info Suisse gestellt, aber die nötige Bundesfinanzierung in Abrede gestellt. Freiwillige Vereinbarungen mit Privaten sollen die Lösung sein. Klar ist: die nötigen Mittel für 2026 müssen bis Ende September 2025 gesprochen werden, damit der Betrieb für nächstes Jahr gesichert ist. Der angekündigten Wirtschaftsprüfung sieht Tox Info Suisse gelassen entgegen, es ist kein Sparpotential vorhanden.
*Soforthilfe sowie die Sicherstellung der langfristigen Finanzierung mit entsprechenden Bundesmitteln
«Wir erwarten nun die Finanzierungszusage bis Ende Monat, sonst müssen wir die Schliessung einleiten», so Stiftungsratspräsident Josef Widler. Die nächste Sitzung des Bundesrats hierfür findet am 12. September statt.
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